Haschkekse für den Herrn Bürgermeister“
Theater: Mönchberger Gesetzbücher feiern mit »Trubel im Rathaus« Premiere – Durcheinander im Wahlkampf
Im örtlichen Rathaus herrscht Wahlkampfstimmung, und die Wiederwahl von Bürgermeister Bernhard Oppenau (dargestellt von Erich Österlein) ist so gut wie sicher. Da taucht Hippie-Legende Tamara Bloomberg (Renate Miltenberger) aus den USA auf. Sie möchte ihre Memoiren schreiben und besucht im Zuge dessen ihren alten Freund »Bernie«. Schnell stellt die aufgedrehte »Kult-Mutter aller Hippies« das komplette Rathaus mit gewöhnungsbedürftigen Ritualen und Haschkeksen auf den Kopf.
Hippie-Mutter mit Dialekt
Das Stück mit dem Originaltitel »Love & Peace im Landratsamt« wurde von Anita Keller eigens für die Mönchberger bearbeitet und den örtlichen Gegebenheiten angepasst. So erinnert sich Tamara Bloomberg an ihr letztes Treffen mit »Bernie« auf dem Kommz-Festival im Nilkheimer Park und wird am Telefon von David Bowie höchstpersönlich gebeten, ihm »Äbbelwoi und Hausmacher« aus dem Schmachtenberger Gasthaus Sonne mitzubringen.
Noch mehr Lokalkolorit bekam die Aufführung durch den charakteristischen Dialekt, den sogar die Hippie-Mutter nach all ihren Jahren im Ausland nicht abgelegt hat, was zu einer amüsanten Mischung aus amerikanischem Akzent und Mönchberger Mundart führte.
Die Rollen wirkten wie den einzelnen Darstellern auf den Leib geschrieben. Im Zusammenspiel harmonierten sie perfekt. So mimte Erich Österlein zurückhaltend den Bürgermeister. Michaela Goihl und Vanessa Schließmann glänzten als seine Frau Bärbel und Tochter Nina. In der weiblichen Hauptrolle der Hippie-Ikone Tamara Bloomberg mit ihren überspitzten Stereotypen fühlte sich Renate Miltenberger merklich wohl. Ihren Sohn Philipp spielte Marco Motzel mit frischer Art und einem beeindruckenden amerikanischen Akzent.
Als feministische Oppositionsführerin Hilde Brustwickel-Schnödesenf beeindruckt Corina Öhrlein auf der Bühne. Werner Becker und Udo Seufert sind mit ihrem unbeschwerten Spiel in den Rollen des Rathausangestellten Oswald Huber und des Reporters Timo Treiber zu sehen.
Eigenartige Gestik und Mimik
Zum Schreien komisch ist Anita Sommer in der Rolle der von sich eingenommenen Schlagersängerin Melody Sommer, die mit ihrer eigenartigen Gestik und Mimik sowie ihren Gesangskünsten für reichlich Lacher beim Publikum sorgte. Regisseur Reinhold Keller nutzte die kleine Rolle des Polizisten für einen kurzen Auftritt.
Die heimlichen Stars des Abends waren jedoch Alexandra Seufert als Sekretärin Elfriede Stegner und Gebhard Motzel in der Rolle des Wahlmanagers Jochen Meisner. Zwischen den beiden folgte ein verbaler Schlagabtausch nach dem anderen.
Schnippisch und wortgewandt
Seufert genoss ihre Rolle sichtlich, in der sie schnippisch und wortgewandt die Neckereien und Anspielungen Meisners kontern durfte, dessen wichtigtuerischen und stolzen Charakter Motzel überzeugend darstellte. Ihren Höhepunkt fand die schauspielerische Leistung der beiden im durch Haschkekse ausgelösten Drogenrausch. Vollkommen wird das Stück durch das aufwendige und detailreiche Bühnenbild, eine problemlos funktionierende Technik und die bunten und einfallsreichen Kostüme und Frisuren. Auf die Hilfe von Souffleuse Ludwina Weis musste an diesem Abend keiner der Schauspieler zurückgreifen.
(Beatrice May)