Ludwina Weis hört nach fast vier Jahrzehnten bei der Theatergruppe „Gesetzbücher“ auf

Das wird ein tie­fer Ein­schnitt für die Mönch­ber­ger Volks­thea­ter­trup­pe „Ge­setz­bücher“: Nach die­ser Thea­ter­sai­son wird Lud­wi­na Weis nicht mehr als Souf­f­leu­se im Holz­kas­ten vor der Büh­ne im Pfar­r­heim und in der VfL-Hal­le sit­zen. Nach fast 40 Jah­ren ist Schluss. Wie viel be­deu­tet Weis den „Ge­setz­büchern“?

Das lässt ein Absatz auf der Homepage der Gruppe erahnen. »Wir würden die Aufführungen nicht ohne sie beginnen, denn sie gibt uns Sicherheit, allein schon, wenn sie vor unserer Bühne in ihrem ›Hasenkasten‹ auf ihrem Kinderstuhl sitzt, Öppelschnitz isst und uns fröhlich zuwinkt, wenn wir wirklich mal einen Hänger haben. Aber der Presse erzählt sie darüber nix«, ist da zu lesen.

Ludwina Weis wurde 1936 in Mönchberg geboren und heiratete vor fast 60 Jahren ihren Otto – natürlich auch in Mönchberg. Bald können die beiden diamantene Hochzeit feiern und leben noch heute in Mönchberg – sie inzwischen 87, er 94 Jahre. Dann werden die drei Töchter und die Enkelkinder ganz sicher dabei sein. Die Eheleute sind gelernte Schneider.

Keinen Hänger bemerkt

Die auf der Homepage erwähnte »Presse« hat bei gut 20 Premieren mit Ludwina Weis als Souffleuse so gut wie nie einen Hänger bemerkt, was sicher an der guten Vorbereitung des Teams auf der Bühne lag und daran, dass die erfahrende Souffleuse sehr aufmerksam und zuverlässig, aber auch für das Publikum kaum hörbar »vorsagte«, wenn es wirklich mal nötig wurde.

Dass sie sehr genau und energisch werden kann, wenn es auf der Bühne mal nicht ganz so läuft und die Akteure sich nicht an die Textvorlage halten, merkt man, wenn man eine der Proben besucht. Da legt sie schon großen Wert darauf, dass niemand Worte sagt, die nicht im Text stehen, und dass keine Sätze ausgelassen oder verdreht werden.

Der langjährige Erfolgsregisseur der »Gesetzbücher«, Reinhold Keller, ist ihr dafür dankbar, denn auch er legt auf Genauigkeit, legt auf die Details bei Betonung, Gestik und Mimik großen Wert – sicher eines der Geheimnisse von fast 40 Jahren Erfolgsgeschichte des Mönchberger Theaterlebens mit seiner Strahlkraft am ganzen Untermain.

Lange Jahre hielt sich Ludwina Weis mit Schwimmen fit – das hat sie seit kurzem aufgegeben. Das Radfahren und die Freude am Singen im Chor aber sind ihr wichtig wie eh und je und haben sie, wie auch das Theater, geistig und körperlich fitgehalten. Für das gemeinsame Singen hat sie in den knapp 40 Jahren sogar die Theaterprobe sausen lassen, wenn die auf den Montag, Tag der Chorprobe, fiel – aber die »Gesetzbücher« wussten das ja, und gingen nur im Notfall montags auf die Bühne.

Seit der Gründung der Theatergruppe im Jahr 1987 hat Ludwina nie bei einer Aufführung gefehlt, bei 38 Premieren und weit mehr als 400 Theatervorstellungen hat sie also seitdem in ihrem »Hasenkasten« vor der Bühne gesessen und ihren Teil dazu beigetragen, dass schon traditionell die Theaterfreunde aus Nah und Fern seit 1987 nach den Aufführungen hochzufrieden und bestens gelaunt den Heimweg antreten. So ganz nebenbei kann man darauf hinweisen, dass in diesen fast 40 Jahren mit dem Erlös aus den Spielzeiten das kirchliche und das Vereinsleben in Mönchberg kräftig gefördert wurden – insgesamt mit einer Summe von weit über 250.000 Euro bis heute.

Mancher mag sich fragen: Warum zieht es eine Souffleuse nicht auf die Bühne? Ludwina Weis war mit ihrer Rolle immer völlig zufrieden, weil sie weiß und auch immer bestätigt bekommt, wie wertvoll ihre Arbeit ist. Sie stand in den 1960-er Jahren ja auch schon mal auf der Bühne, noch in der »alten Anstalt«, der »Kinderbewahranstalt« in Mönchberg bei den damaligen Schwestern.

Nachfolgerin gefunden

Und was ist von der Aussage auf der Homepage zu halten: »Wir würden die Aufführung nicht ohne sie beginnen«? Muss man vielleicht sogar das Ende der Erfolgsgeschichte des Mönchberger Theaters befürchten? Keine Sorge, es wird weitergehen, denn auch die Nachfolgerin ist schon gefunden, und Ludwina Weis ist die erste, die sich darüber freut. Es wird Michaela Goihl sein, die selbst gut 250 Mal auf der Mönchberger Bühne stand, seit 1993 dabei ist und seit vielen Jahren hinter den Kulissen dafür sorgt, dass auf der Bühne alles stimmt, wenn sich der Vorhang hebt. Man darf also ziemlich sicher sein, dass die große Lücke, die Ludwina Weis hinterlässt, schnell und gut geschlossen wird. Und vermutlich wird Ludwina ja auch im kommenden Jahr vor Ort sein, wenn sich der Vorhang zur 39. Theatersaison im Pfarrheim hebt – dann im Zuschauerraum ohne ‚Hasenkasten‘ und auf einem ganz normalen Stuhl.

Infos:https://www.diegesetzbuecher.de

HEINZ LINDUSCHKA

Im Überblick: Aufführungen von „Ein Guru für Do-Ping“
Die erfolgreiche Komödie „Ein Guru für Do-Ping“ ist in der VfL-Halle in Mönchberg heuer noch fünfmal zu sehen, jeweils um 20 Uhr: am Freitag, 26., und Samstag, 27. April sowie am Freitag, 3., Samstag, 4., und am Samstag, 11. Mai. Karten im Vorverkauf bei „Kreativity“ in Mönchberg, Telefon 09374 2813. Eventuelle Restkarten gibt es an der Abendkasse. hlin