Einst Landstreicher, jetzt Neureicher
Komödie: Mönchberger Gesetzbücher überzeugen mit »…und der Tag kann kommen« – Ausdrucksstarkes Spiel, detailverliebte Inszenierung
Seit 30 Jahren bringen die »Mönchberger Gesetzbücher« ihr Publikum mit witzigen, sorgfältig inszenierten Stücken im Dialekt zum Lachen und machen den Luftkurort zum Mekka für Freunde des temperamentvollen Schauspiels mutiert.
Am Samstag fand im Pfarrheim die umjubelte Premiere des Dreiakters »… und der Tag kann kommen« statt, den Anita Keller so bearbeitet hat, dass alle zwölf Akteure der Laientheatergruppe ihre Qualitäten voll ausspielen können.
Zum Inhalt: Drei Landstreicher kommen überraschend zu Geld, weil Heinrich von Königstein eine unerwartete Erbschaft macht. Die Story versteht jeder Besucher ohne jede Anstrengung. Doch selbst anspruchsvolle Theaterfans dürften mit der Zunge schnalzen, wenn sie die Inszenierung mit dem ausdrucksstarken Spiel aller zwölf Akteure sehen. Hinzu kommt das stimmungsvolle Bühnenbild, das eine Baustelle genau so überzeugend ins Pfarrheim beamt wie einen besitzbürgerlichen Salon.
Wandelfähige Akteure
Perfekt auch die Maske, mit der Königstein, Uso und Pfläumchen neue Identitäten gewinnen. Sie verwandeln sich von »Aussteichern, die als Landstreicher übers Land streichen«, in Minutenschnelle hinter der Bühne in zwei aufgebretzelte Damen der guten Gesellschaft und in einen Geschäftsmann,
der sich auch im Tennisdress um eine gute Figur bemüht. Welche Rolle bei dieser Verwandlung »Höhenluft und Wechselduschen« spielen, muss jeder selbst entdecken.
Jetzt braucht man den Einkaufwagen nicht mehr, um seine Habe zu transportieren, sondern um Luxuswaren einzukaufen, jetzt hat teurer Cognac den Doppelkorn ersetzt. Klingt trivial, ist aber in der Mönchberger Inszenierung ein höchst unterhaltsames, witziges Spektakel, bei dem die detailverliebte und doch souveräne Regie von Reinhold Keller immer wieder für Glanzlichter sorgt.
Allein die Anfangsszene mit den drei Landstreichern ist das Eintrittsgeld schon wert, so mitreißend authentisch verkörpern Gebhard Motzel, Alexandra Seufert und Corina Öhrlein den Königstein mit seinen beiden Begleiterinnen. Renate Miltenberger macht überzeugend volltrunken als Rechtsanwältin Oberberg den allerbesten Eindruck
und die Angestellten – Anita Keller als Köchin Luise und Udo Seufert als Diener Ferdinand – bedienen alle (Vor-)Urteile über diese Rollen in Perfektion und mit großer Ausstrahlung.
Differenziertes Spiel
Wer Volkstheater kennt und schätzt, wird in Mönchberg eine Qualitätsstufe in der Ausgestaltung der Szenen und im exakten, differenzierten Spiel erleben, die bei Amateurtheatern ganz selten zu sehen ist.
Dass mit Fabius Löffler, Mareike Abb und Beatrix Löffler heuer drei junge Akteure zum ersten Mal auf der Bühne stehen und ihre Sache genau so gut machen wie die »alten Hasen«, beweist, dass die Gesetzbücher mit großem Schwung in ihr viertes Jahrzehnt gehen.
Und Überraschungen sind auf der Bühne der Mönchberger Gesetzbücher immer garantiert, auch gegen Ende von »… und der Tag kann kommen«, als es besonders turbulent zugeht. Getreu dem Lebensmoto der drei Ex-Landstreicher: »Lieber locker vom Hocker als hektisch vom Ecktisch!«
HEINZ LINDUSCHKA
Zahlen und Fakten: Aufführungstermine
Pfarrheim Mönchberg: An den Freitagen, 4., 11. und 18. März, sowie an den Samstagen, 5., 12. und 19. März, jeweils 20 Uhr; An den Sonntagen, 6., 13. und 20. März, jeweils 18 Uhr.
VfL-Turnhalle Mönchberg: An den Freitagen, 22. und 29. April, sowie an den Samstagen, 23. und 30. April, sowie 7. Mai, je 20 Uhr.
Auskunft und Karten: »Kreativity« in Mönchberg, Tel./Fax 0 93 74 / 28 13.
(hlin)