Interview: Renate Miltenberger – 400 Aufführungen in 36 Jahren und kein bisschen müde
Theaterspielen ist Gehirnjogging, großes Vergnügen und praktische Lebenshilfe
Mönchberg. In 35 Rollen stand sie seit 1987 in Aufführungen der Mönchberger Gesetzbücher auf der Bühne – und immer waren die Zuschauer begeistert. Renate Miltenberger ist von Anfang an dabei und steht bei der Premiere der „Yeti-Jäger“ am 5.Mai zum 400. Mal auf der Bühne, Grund genug, sie nach ihren Erfahrungen in Sachen Theater zu fragen. Sie sprach mit unserem Mitarbeiter Heinz Linduschka.
ME: Mit welchen Erwartungen sind Sie 1987 zu den „Gesetzbüchern“ gestoßen und wie haben sich Ihre damaligen Erwartungen in den 36 Jahren erfüllt?
Miltenberger: Erwartungen hatte ich keine, nur ein Anliegen: Unseren Zuschauern einen Abend zu schenken, um den Alltag zu vergessen. Dies hat sich in den 36 Jahren auch nicht geändert.
Natürlich ist es eine tolle Sache einfach mal jemand anderes zu spielen, gemeinsam so herrlich kindisch zu sein, und den Text bekommt man auch noch dazu. Die Gruppe aus dem zusammengewürfelten Haufen 1987 wurde zu einer großen, ganz besonderen Familie. Das Leben hat sie verändert aber das Theaterspielen ist und bleibt unsere Passion.
Eine Rolle zu lernen ist natürlich Gehirnjogging vom Feinsten, sich viele Dinge zu merken fällt einem schon einfacher. Das hat man nun nach den drei Jahren Pause gemerkt, wir fangen neu an Text lernen zu lernen. Auch im normalen Leben ist Theaterspielen von Nutzen. Wie oft kommt eine Situation, in der man sich nicht so wohl fühlt, oder ist aufgeregt, hier versetzte ich mich einfach in die Rolle „Renate“ und kann so viel besser den Überblick bewahren und auch Abstand behalten. Die vielen Highlights im Theater, ein gutes Repertoire an Sätzen, die zu Situationen passen, sind schon ein Geschenk. Hier hatte ich auch schon oft die Lacher auf meiner Seite.
ME: Gibt es ein, zwei Ereignisse oder Lieblingsrollen die Ihnen in den vielen Jahren besonders in Erinnerung geblieben sind?
Miltenberger: Eigentlich ist jede Rolle, egal, ob groß oder klein, etwas Besonderes. Sich in eine Rolle fallen zu lassen und sie auszufüllen mit allem, was einem zu Verfügung steht, bedeutet mir sehr viel. Bei größeren Rollen war es so, dass es mir oft schwer gefallen ist, nach der Aufführung wieder die „normale“ Renate zu sein. Auf der Bühne spiel‘ ich nicht die Rolle, ich bin die Person, die ich spiele!
Einige meiner Lieblingsrollen war 2015 bei dem Stück „Trubel im Rathaus“ die Hippie-Tante Tamara. Heute sagen wir noch „…kommt lasst uns einen Sitzkreis bilden und drüber reden?“ Bei dieser Rolle konnte ich mich so herrlich verstellen. Ansonsten kann ich die Frage wirklich nicht beantworten, ich hab‘ mir auf unserer Homepage nochmal die vielen Stücke angeschaut, in denen ich mitgespielt habe und auch den Videoclip dazu, dabei mußte ich herzhaft lachen. Jede Rolle hat einfach ihren Charme.
ME: Wenn Sie das Theaterspielen 1987 mit der Situation und auch mit den Erwartungen und dem Verhalten des Publikums heute vergleichen: Was hat sich verändert und wie bewerten Sie das?
Miltenberger: Heute ist es so, daß es manchmal eine Weile dauert bis die Zuschauer ganz bei uns sind, der Alltag ist heute viel mehr ausgefüllt mit allem Möglichen. Man merkt aber sofort, wenn der Funke übergesprungen ist. Dann geht das Publikum mit und das Spielen macht so richtig Spaß. Ein kleines Geheimnis: Wir haben so ein paar ganz kleine Stellen, wo auch wir einen Teil des Publikums sehen. Es ist einfach ein Genuss zu beobachten, wie sich nach und nach der Gesichtsausdruck verändert, ein Lächeln sich bis in die Augen ausbreitet und man nur dar-auf wartet, so richtig loszulachen. Dann weiß ich, die Proben haben sich gelohnt und wir haben alles richtig gemacht.
Das Publikum freut sich auf einen unbeschwerten Abend, bei dem nichts wichtiger ist als sich von uns in einen Raum der Freude und Leichtigkeit entführen zu lassen.
Egal, ob Jung oder Alt, gemeinsam lachen tut einfach nur gut. Ich bin dankbar auch meinen Teil dazu beitragen zu können. Die vielen Stunden Proben und das Lernen sind vergessen. Einfach nur spielen und den Abschlussapplaus aus vollem Herzen genießen. Ich bin sehr stolz eine von den Gesetzbüchern zu sein, es ist ein wundervolles Hobby inmitten liebenswerter Menschen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Renate Miltenberger auf der Homepage der Gesetzbücher: https://www.diegesetzbuecher.de/renate_m/.